Kneipp-Gesundheitsvisite Oktober 2024

Kneippen im Herbst für einen gesunden Winter

Der Herbst ist da, und damit beginnt auch wieder die Erkältungszeit. Welche konkreten Kneipp-Anwendungen empfehlen Sie, um das Immunsystem in den kühleren Monaten zu stärken?
Der Herbst ist eine ideale Zeit, um das Immunsystem gezielt zu trainieren. Eine besonders wirkungsvolle Methode ist das Wassertreten. Diese Anwendung lässt sich ganz einfach in den Alltag integrieren: Gehen Sie barfuß durch kaltes Wasser – ob in einem Kneipp-Becken oder in der Fußbadewanne (das Wasser sollte bis eine Handbreit unter das Knie reichen). Diese regelmäßige Kälteanwendung stärkt die Abwehrkräfte, regt den Kreislauf an und hilft dem Körper, sich an Temperaturwechsel zu gewöhnen. Auch ein abendliches kaltes Armbad kann sehr wohltuend sein und die Durchblutung fördern.

Wie können wir uns in der oft feucht-kühlen Herbstluft zusätzlich schützen und uns gleichzeitig Gutes tun?
Sehr empfehlenswert sind die Wechselanwendungen, die den Körper dabei unterstützen, sich besser an die wechselnden Temperaturen zu adaptieren. Beispielsweise hilft ein Wechselfußbad die Durchblutung zu verbessern und das Immunsystem zu aktivieren. Eine andere geeignete Anwendung ist die Heuauflage (Heusack). Diese Anwendung kann nicht nur Erkältungen vorbeugen, sondern auch Muskelverspannungen durch die feucht-kühle Luft lindern.

Viele Menschen klagen im Herbst über Müdigkeit und Antriebslosigkeit. Gibt es eine Kneipp-Anwendung, die da gegensteuern kann?
Ja, der Herbstblues ist ein bekanntes Phänomen. Hier kann die tägliche Anwendung des kalten Gesichtsgusses wahre Wunder wirken. Es handelt sich um eine kurze, aber sehr belebende Anwendung, die den Kreislauf in Schwung bringt und die Durchblutung im Kopf fördert. Das belebt nicht nur, sondern hebt auch die Stimmung. Für ein zusätzliches Wohlbefinden empfehle ich eine Tasse Heilkräutertee, wie etwa Brennnessel- oder Hagebuttentee, die den Körper von innen stärken und mit Vitaminen versorgen.

Was raten Sie Kneipp-Anwendern außerdem, um Erkältungen effektiv vorzubeugen, wenn es draußen regnet und stürmt?
Gerade bei nasskaltem Wetter sind ansteigende Fußbäder ideal, um Erkältungen vorzubeugen. Sie können diese ganz einfach zu Hause durchführen: Starten Sie mit lauwarmem Wasser (ca. 33 Grad) und lassen Sie nach und nach heißes Wasser einfließen, bis das Wasser angenehm warm ist (ca. 39 Grad). Das Fußbad sollte etwa 15 Minuten dauern, danach ausruhen. Diese Anwendung wärmt den Körper von innen heraus, fördert die Durchblutung und hilft dem Immunsystem, potenzielle Infekte abzuwehren. Perfekt nach einem Spaziergang im Regen!

Wie sieht es mit Bewegung aus? Welche Kneipp-Anwendungen empfehlen Sie im Herbst, um trotz der kühlen Temperaturen aktiv und gesund zu bleiben?
Bewegung an der frischen Luft ist auch im Herbst unverzichtbar. Ein leichter Spaziergang, möglichst in der Natur, unterstützt das Immunsystem und fördert das seelische Wohlbefinden. Dabei hilft das bewusste Einatmen der kühlen, klaren Herbstluft. Im Anschluss empfiehlt sich eine kurze kalte Waschung der Beine oder Arme, um den Kreislauf zu aktivieren. Diese Kombination aus Bewegung, frischer Luft und kalten Anwendungen stärkt nachhaltig das Immunsystem.

Was ist mit dem Element der Heilpflanzen?
Sebastian Kneipp empfahl verschiedene Heilpflanzen im Laufe des Jahres. Für den Herbst, insbesondere im Oktober, betonte Kneipp oft die Verwendung von Pflanzen, die das Immunsystem stärken und die Abwehrkräfte für die kommende kalte Jahreszeit unterstützen. Eine seiner bekanntesten Empfehlungen für diese Zeit war die Ringelblume (Calendula). Die Ringelblume hat entzündungshemmende und wundheilende Eigenschaften und wurde von Kneipp besonders für Hauterkrankungen und zur Unterstützung des Immunsystems empfohlen. Sie eignet sich auch gut als Tee oder Salbe zur Stärkung und Pflege des Körpers im Herbst. Eine weitere typische Empfehlung von Kneipp für den Herbst ist der Thymian, da er als schleimlösend und antibakteriell gilt. Thymiantee oder -bäder helfen bei Erkältungen, die im Herbst vermehrt auftreten.

Wo sehen Sie die Zukunft der Kneippschen Naturheilverfahren? Welche Rolle könnten sie in den nächsten Jahren spielen?
Ich sehe eine große Zukunft für Kneipps Naturheilverfahren, vor allem, weil das Bewusstsein für ganzheitliche Gesundheit und Prävention weiter wächst. Immer mehr Menschen erkennen, dass sie selbst aktiv zu ihrer Gesundheit beitragen können – und wollen. Besonders in Zeiten, in denen das Gesundheitssystem unter Druck steht und viele Menschen sich nach natürlichen Alternativen sehnen, sind die einfachen und wirksamen Methoden von Kneipp eine echte Bereicherung. Ich bin überzeugt, dass wir in den nächsten Jahren noch mehr wissenschaftliche Anerkennung und eine stärkere Integration in den medizinischen Alltag sehen werden.

 

 

Mehr Infos unter www.kneippvisite.de

  

 

 

Kneipp-Gesundheitsvisite August 2024

Kneippen für ein gesundes Herz

Herz-Kreislauferkrankungen sind für 40% der Todesfälle in Deutschland verantwortlich und damit die häufigste Todesursache. Sie verursachen mit mehr als 50 Milliarden Euro pro Jahr die höchsten Kosten für unser Gesundheitssystem. Aufgrund ihrer Häufigkeit und ihrer hohen Krankheitslast haben kardiovaskuläre-Erkrankungen daher eine zentrale bevölkerungsmedizinische und gesundheitspolitische Bedeutung. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) hat nun ein „Gesundes Herz-Gesetz“ auf den Weg gebracht, das jedoch für hitzige Diskussionen sorgt, denn die Chance zu echten Primärprävention durch Gesundheitsförderung wird verpasst. Stattdessen liegt der Fokus auf der Verordnung cholesterinsenkender Medikamente, sogenannter Statine, sogar schon für Kinder, und das Geld soll aus den Töpfen der Krankenkassen kommen, die eigentlich zur Förderung von Präventionskursen nach § 20 SGB V bestimmt sind. Ist diese Art der Krankheitsvermeidung wirklich der richtige Weg? Das BMG erhofft sich von dem Gesetz zur Stärkung der Herzgesundheit 140 Millionen Euro Kosteneinsparungen im ersten Jahr nach Inkrafttreten, im fünften Jahr sollen es bereits 500 Millionen Einsparungen sein. Zunächst wird allerdings mit zwei Millionen neuen Patienten/-innen durch das Gesetz gerechnet, weil die Regeln für die Verschreibung besonders für Nicht-Volljährige gelockert werden sollen.

 

Das Bundesgesundheitsministerium hat das „Gesunde Herz-Gesetz“ auf den Weg gebracht. Welche Rolle spielt Prävention und Gesundheitsförderung für ein gesundes Herz?
Um es mit den Worten von Sebastian Kneipp zu sagen: „Das Beste, etwas gegen eine Erkrankung, ist etwas für die Gesundheit zu tun.“ Eine gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung, Kneippsche Wasseranwendungen, sanfte Heilpflanzen und Stressreduktion sind nachweislich effektive Methoden, um das Herz-Kreislauf-System zu stärken. Diese natürlichen Ansätze haben keine Nebenwirkungen und fördern das allgemeine Wohlbefinden. Initiativen und Programme, die solche gesunden Lebensgewohnheiten unterstützen, sollten daher Priorität haben.

Wie lauten Ihre Kritikpunkte am Gesetz?
Das „Gesunde Herz-Gesetz“ setzt in seiner aktuellen Form zu einseitig auf medikamentöse Prävention und vernachlässigt wichtige natürliche Ansätze. Eine Rückbesinnung auf ganzheitliche, naturgemäße Methoden im Sinne von Kneipp, die in Präventionskursen und durch eine gesunde Lebensführung vermittelt werden, wird außer Acht gelassen. So bleibt zu hoffen, dass die Diskussionen rund um das Gesetz zu einer ausgewogeneren und nachhaltigeren Lösung führen werden. Tatsache ist, dass die nach jetzigem Stand geplante Abkehr von

  

 

Präventionskursen für Vereine einen herben Rückschlag bedeuten würde im Hinblick auf ihren Status als „gesundheitsförderndes Setting“. Präventionskurse und sportliche Aktivitäten sind essenziell, um Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen. Sie bieten eine natürliche und ganzheitliche Methode, die Gesundheit zu fördern und langfristige medizinische Eingriffe zu vermeiden.


Welches Potenzial haben die Kneippschen Naturheilverfahren für die Herzgesundheit?
In Bezug auf das Krankheitsbild „Hypertonie“ (Bluthochdruck) kann beispielsweise eine natürliche, gesundheitsfördernde Prävention nach Kneipp wirksamer sein als der Einsatz von Statinen. Medikamentöse Therapien können zwar erforderlich sein, um Gefahr abzuwenden, aber viele chemisch-synthetische Arzneimittel gelten bei einer konsequenten, naturgemäßen Lebens- und Ernährungsweise nach Kneipp-Prinzipien aus wissenschaftlicher Sicht als reduzier- oder sogar verzichtbar. Stoffwechselentlastung, Entschlackungs- und Entgiftungskuren führen oft zu erstaunlichen Erfolgen.

Bei welchen weiteren Herzbeschwerden, neben Hypertonie, eignen sich die Kneippschen Naturheilverfahren?
Naturheilkundliche Verfahren, zu denen auch „Kneipp“ gehört, machen sich zunutze, dass der Herzmuskel wie jeder andere Muskel auch trainiert werden kann – ohne dabei jedoch die Trainingsherzfrequenz zu überschreiten. Die Herzenge (Angina pectoris) ist ein Zeichen von mangelndem Sauerstoff. Durch milde Kneipp-Wasseranwendungen können die Gefäße des Herzens reflektorisch über die Haut positiv beeinflusst und somit die Sauerstoffzufuhr verbessert werden. Viele vermeintliche Herzkrankheiten sind jedoch auch durch Verspannungen im Wirbelsäulenbereich verursacht („Pseudoangina“). Sie können nach entsprechender Untersuchung und Diagnostik gut durch Kneippsche Therapien (z.B. Nackenguss) behandelt werden. Man sollte aber vorher unbedingt Rücksprache mit dem Arzt des Vertrauens halten.

Was hat Sebastian Kneipp seinen Patienten/-innen empfohlen?
Kneipp empfahl seiner Zeit Herzleidenden vor allem auch das Barfußgehen als allgemeines Abhärtungs- und Kräftigungsmittel – bei jeder sich bietenden Gelegenheit: „Dass bei solchen Kranken das Barfußgehen zur Ableitung des Blutes in die Füße und zur allgemeinen Abhärtung und Kräftigung am meisten beiträgt, lässt sich denken, und gerade diese Kranken gehen mit großer Vorliebe barfuß, weil sie fühlen, dass der Kopf dadurch leichter und das Herz ruhiger wird.“